TOUREN Wieder zurück von der arabischen Halbinsel

TOUREN Wieder zurück von der arabischen Halbinsel

Geschrieben von: Carlo - Datum: 5.3.2006 12:29

Oman 2006 – Kurzbericht und Infos

Kaum hat man sich in die Ferne aufgemacht, ist man auch schon wieder zuhause und schippt Schnee von der Straße. Dabei blicke ich auf die 5 ½ Wochen auf der arabischen Halbinsel zurück, in denen ich gute 10.000 Kilometer im Sattel meines Motorrads verbracht und auch einiges erlebt habe. Ich war die meiste Zeit alleine unterwegs, bis auf ca. 10 Tage, die ich mit Freunden verbracht habe, deren Urlaub sich leider nicht mit meinem gedeckt hatte. Nachfolgend eine kleine Zusammenfassung, später gibt es wie immer einen langen Bericht …

Gefahrene Strecke in Stichworten, insgesamt 10.068 km:

Dubai - Abu Dhabi - Liwa Oasen - Al Ain - Nizwa - Jabal Akdar - Al Bustan - Ras al Hadd - Ras al Jinz - Wahiba Strandpiste - Ibra - Bahla - Salalah - Nizwa - Wahiba Durchquerung - Marmul - Salalah - Al Ain - Musandam - Dubai.

Landkartenausschnitt
Aknowledgement: Route screenshots taken from Garmin® MapSource® R+R Middle East and representing GPS tracks surveyed using a Garmin® GPSMap 276C unit.


Vereinigte Arabische Emirate

In den VAE faszinieren die reichen Küstenstädte, wie Dubai und Abu Dhabi genauso wie der dünenreiche Süden. Die Städte gleichen teilweise Großbaustellen. Überall werden neue Häuser und neue Attraktionen gebaut, wie z. B. die künstliche Skipiste in Dubai (mittlerweile fertig), oder Palm Island, das sicher jeder aus dem Fernsehen kennt. Viele Leute kleiden sich hier europäisch, auffallend sind die zahlreichen Miniröcke und knappen Tops bei den Frauen, die etwas fehl am Platz wirken. In den Shopping Malls gibt es einfach alles und noch viel mehr. Der Platz zwischen den Regalen reicht locker aus, um auch mit dem Auto durchzufahren. Die Straßen im Norden sind in sehr gutem Zustand und führen meist vierspurig (pro Fahrtrichtung) von A nach B. Der Verkehr ist gering und LKW sind dort nicht erlaubt, diese haben extra Straßen, die parallel zu den PKW-Spuren verlaufen. Der Sprit kostet traumhafte 25 Cent/Liter (Diesel geringfügig teurer). Alle Schilder, auch Werbung usw. sind in arabisch und englisch und erleichtern somit die Orientierung.

Die Gebiete zwischen den Metropolen im Norden und den Sandgebieten im Süden sind dagegen echt langweilig. Die Straßen führen nur geradeaus, links und rechts Zäune und überall Fotografierverbote wegen der Ölförderungen. Beiderseits des Teerbandes sind über hunderte von Kilometern Bäume und Sträucher angepflanzt worden, die mittels künstlicher Bewässerung am Leben gehalten werden. Große Schilder weisen darauf hin, wer für die Reinhaltung des jeweiligen Straßenabschnitts zuständig ist. Nachts sind die (Überland-) Straßen sogar beleuchtet. Bei den Liwa-Oasen führt das Asphaltband mitten durch hohe Dünen, ein Wüstenerlebnis ohne „Expeditionsaufwand“. Zum Freizeitvergnügen gibt es hier unten eine riesige steile Spaßdüne mit Flutlichtbeleuchtung, ähnlich wie bei unseren Skipisten. Allerdings ist der weiche Sand nur mit Quads zu meistern. Die einzigen beiden Moppeds (KTM EXC und Yamaha WR) sind nur bergab gefahren und über einen Umweg von hinten wieder hinauf. Meine Transalp hatte sich schon auf der Anlaufgeraden eingegraben …

Oman

Der auch nicht gerade arme Oman zeigt sich etwas zurückhaltender. Hier scheinen noch die alten Traditionen zu dominieren. Stadt Miniröcke tragen die Frauen hier Masken, die Städte zeichnen sich weniger durch spektakuläre Bauten aus, alles wirkt eher provinziell – im positiven Sinne. Die Bevölkerung, meist sieht man nur Inder und Pakistani, ist freundlich und nett und auch etwas zurückhaltend. Die Omanis erkennt man an der meist traditionellen Kleidung, viele sprechen gut englisch. Das Motorrad hat stets die Aufmerksamkeit auf sich gezogen und war oft Anknüpfpunkt für Gespräche.

Ein Highlight waren im Oman u. a. die Bergpisten des Jabal Akdar. Die Wege führen oft auf über 2.000 m Höhe und bieten Ausblicke in die tiefen Schluchten. In diesem Gebiet gibt es auch zahlreiche (restaurierte) Forts. An der Küste konnte man Schildkröten beim Eierlegen beobachten (Ras al Jinz), oder auch Schnorcheln und Tauchen (Oman Dive Center bei Al Bustan). Natürlich habe ich auch die Wüste Wahiba durchquert - nachdem ich an der Küstenstrecke gescheitert bin ;-) und hab mir die Erdölfelder um Marmul herum angeschaut. Im Gegensatz zu den VAE kann man hier direkt an die Förderanlagen heranfahren, das interessiert keinen. Hier muss ich auch nochmal meinen Dank an die Arbeiter des P.D.O. (Petrol Department of Oman) anbringen, die uns kostenlos 2 Kugellager für Franks Nockenwelle besorgt haben und uns im Schatten ihrer Werkstatt das Lager haben wechseln lassen.

Von Muscat nach Salalah sind es über 1.000 km. Ab der Oase Adam bis Thumrait, ca. 80 km vor Salalah, gibt es bis zum Horizont kaum eine Erhebung. Eine langweiligere Strecke bin ich noch nie gefahren. Hier gibt es wirklich nichts zu sehen. Außer, ja außer einmal. Da hatten die vorbeifahrenden Auto- und LKW-Fahrer sehen können, wie ein Motorradfahrer seinen Vorderreifen flickt ;-) Und damit sie auch richtig gut sehen können, sind sie auch so richtig nahe vorbei gefahren und haben gehupt wie die gestörten …

Salalah hat mit ca. 100.000 Einwohnern das Flair einer Kleinstadt. Fast alle Geschäfte hier unten sind Schneidereien, ab und zu mal von einem Friseurladen unterbrochen. Mitten in der Stadt gibt es Oasen mit Kokospalmen, Bananenstauden und Gemüsefeldern. Hier bekommt man die Kokosnüsse frisch geöffnet. Zuerst trinkt man die Milch, dann werden die Nüsse halbiert und man bekommt das Fruchtfleisch herausgelöst, echt lecker. Die Stadt ist von Bergzügen eingerahmt und wird im Süden vom Meer begrenzt. In den Bergen gibt es schöne Strecken, man kann Wasserquellen und ein Sinkhole besichtigen. Es gibt hier Baobabs wie in Ostafrika sowie auch eine tiefe, von einem Fluss ausgewaschene Schlucht (Taiq Cave).
Auf der Halbinsel Musandam kann ich eine Tagestour mit dem Boot wärmstens empfehlen. Die Fahrt führt durch die fjordähnlichen Buchten mit hohen Bergen. Man kann Delphine beobachten und wird zu Schnorchelplätzen geschippert (Ausrüstung wird gestellt). Mittags gibt es warmes Essen und zwischendurch Obst und Getränke. Auch die einsamen Schotterstrecken durch die Berge Musandams machen viel Spaß.

Überall im Oman gibt es leckeres und preisgünstiges Essen. Da die Restaurants fast ausschließlich von Indern geführt werden, die neben indischen auch arabische und chinesische Speisen anbieten, kommen hier Fisch- und Fleischfreunde, aber auch Vegetarier voll auf ihre Kosten. Es gibt auch (fast) überall Eiscreme ;-). Leider sind hier Tee und Kaffee weniger zu empfehlen. Wenn man einfach Tee bestellt, bekommt man einen Lipton-Teebeutel, meist im Plastikbecher und gleich mit Milch und Zucker. Da ist man in Nordafrika schon anderes gewöhnt. Als Kaffee gibt es fast immer Nescafé, auch gleich mit Milch und Zucker versetzt. Beim Bestellen also immer sagen, wie mein sein Getränk haben möchte.

Allgemeines
Visa gibt es direkt an den Grenzen. Bei der Ausreise von den VAE in den Oman, muss man 20 AED (ca. 4,30 Euro) Gebühr bezahlen. Die Visakosten für die Einreise in den Oman belaufen sich auf 6 OMR (ca. 13 Euro) für einen Monat. Das Visum für die VAE war immer kostenlos.

Die Kosten für die Versicherung des Motorrads im Oman beliefen sich auf 180 AED (ca. 40 Euro) für eine Dauer von 3 Monaten. In den VAE habe ich nie ein Versicherungsbüro gesehen. Lt. Infos von anderen Reisenden gibt es ein Versicherungsbüro an der Grenze, wenn man südlich von Fujairah vom Oman in die VAE einreist.

Kraftstoffe und Öle sind in beiden Ländern billig. Es gibt nur verbleites Benzin in den Qualitäten 95 und 98 Oktan. Literpreis umgerechnet ca. 25 Cent/Liter. Diesel gibt nicht an jeder Tankstelle und ist etwas teurer als Benzin.
Der Verkehr ist verhältnismäßig ruhig und bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht aggressiv. Trotzdem sollte man sich nicht täuschen lassen, umgerechnet auf die Einwohnerzahlen haben die Omanis über 5x so viele Verkehrstote im Jahr wie Deutschland!

Speisen und Getränke sind in den Straßenrestaurants gut und günstig. Eine gute Mahlzeit mit Vor- und Hauptspeise und Getränken kostet ca. 2-4 Euro. Alkohol habe ich im Oman nirgends gesehen, aber auch nicht direkt Ausschau danach gehalten.

Die Übernachtungskosten für Einzelreisende sind im Verhältnis zu den Lebenshaltungskosten teuer. Eine Übernachtung in einem halbwegs sauberen Einzelzimmer (mit TV und Klima, meist ohne Frühstück) kostete im Schnitt 30 Euro. Wenn man mindestens zu zweit ist, relativiert sich der Preis natürlich wieder.

Ich kann nicht beurteilen, ob die medizinische Versorgung gut ist, zumindest ist aber eine Versorgung gesichert. Überall gibt es Clinics und Dental Clinics. Mir ist ein Stück Zahn abgebrochen und bekam ihn von einem Zahnarzt wieder aufgebaut, Kosten ca. 11 Euro.

Internetcafes gibt es leider nicht so zahlreich wie z. B. in Marokko. Meist sehr langsame Verbindung, außer in Salalah, da hatten die sogar ADSL!

Technische Probleme bzw. Pannen während der Tour

Schon nach 50 km die erste "Panne", die Tachowelle beliebte Schwäche zu zeigen und zerlegte sich in 2 Teile.

Mein 176er GPS schaltete sich immer selbstständig ab, egal ob mit Bordstrom oder mit Batterieenergie versorgt. Da es sich auch durch noch so gutes Zureden nicht zur Arbeitszeitverlängerung erweichen ließ, musste ich in Abu Dhabi einen Ersatz in Form eines 276C beschaffen - zum Glück ist das Elektronikzeug da unten echt günstig ;-).

Nach einigen Tagen reibungsloser Zusammenarbeit zwischen 276C und Pathaway, beliebte letzteres zu schmollen und stellte die Kommunikation mit dem GPS ein.

Durchzugsprobleme beim Anfahren und unter Last. Luftfilterreinigen und Wechsel der CDIs brachten zunächst keine befriedigende Lösung. Erst nach einem Stück schneller Fahrt verschwand das Phänomen. Letztendlich war es dann doch der verschmutzte Luftfilter.

Mir ist ein Stück vom Schneidezahn abgebrochen. In Nizwa hat mir ein Zahnarzt dann den Zahn wieder hergestellt. Kosten: 5,00 OMR (ca. 11,00 €). Im Oman gibt es fast an jeder Ecke eine Dental Clinic ...

Ein Akaziendorn hat die Luft des Vorderreifens ermuntert, durch die just geschaffene Öffnung das Weite zu suchen -> Plattfuß 1.

Der Flicken, der das in Plattfuß 1 geschaffene Loch unter Verschluss halten sollte, stellte unerlaubt die Arbeit ein -> Plattfuß 2.

An einem Handschuh ist eine Naht aufgegangen. Dank der zahllosen Schneider in Salalah, war das kein wirkliches Problem.

Das Hinterrad schleifte beim starken Einfedern an der Querstrebe des Gepäckträgers. Die Kombination aus längerer AT-Schwinge, Kettenspanner am oberen Ende und langen Stollen vertrug sich nicht mit dem PD10-Gepäckträger am PD06-Modell.

Auf einer brutalen Wellblechpiste desertierte das Rücklichtglas und verschwand auf Nimmerwiedersehen.

Der rechte Benzinschlauch zeigte Alterserscheinungen und brach direkt hinter dem Schnellverschluss. Zum Glück ist das Benzin da unten nicht so teuer ;-). Nun leistet ein original Toyota Fuel Hose seinen Dienst.

Auch die Kette erfreute sich der frühzeitigen Alterung und beschloss immer schneller imnmer länger zu werden. In Salalah nahm ich mir sie vor und kastrierte sie um ein Glied.

Der vordere Desert ist schneller verschlissen als erwartet. Die Doppelstollenreihe in der Mitte verschwand nicht nur, die Lauffläche arbeitete sich gar in Richtung Karkasse vor - Negativprofil einmal anders gesehen ;-).

Fragen?

Falls noch Fragen bestehen sollten, Bilder und einen langen Bericht wird es bald auf meiner Homepage geben. Ansonsten einfach eine Mail schicken …

Ciao Carlo

Re: TOUREN Wieder zurück von der arabischen Halbinsel

Geschrieben von: tommes - Datum: 5.3.2006 13:58

>Hallo Carlo,,,

prima Bericht,,,, Gut dich gesund zurück zu wissen....

Gruss Tommes

Re: TOUREN Wieder zurück von der arabischen Halbinsel

Geschrieben von: Udo OL - Datum: 5.3.2006 14:00

Moin Carlo,

willkommen in der Schnee-Wüste :-D. Danke für die ersten tollen Eindrücke von der Arab. Halbinsel, macht Lust auf mehr ;-). Der JE scheint ja typischerweise keine besonderen Probs gehabt zu haben, also die richtige *Fahrzeugentscheidung?!

Bis bald
Udo OL

Re: TOUREN Wieder zurück von der arabischen Halbinsel

Geschrieben von: Dirk aus'm Norden - Datum: 5.3.2006 18:08

Hi Carlo!

Vielen Dank für den ersten tollen Eindruck. Werde demnächst mal auf Deine HP Ausschau nach dem Bericht (mit Bildern?) halten.

Gruß Dirk aus'm verschneiten Norden wink

Re: TOUREN Wieder zurück von der arabischen Halbinsel

Geschrieben von: TransAfricaMarc - Datum: 7.3.2006 11:18

Hallo Carlo,

das war jetzt genau das richtige als Frühstückslektüre am Wochenanfang. Besser geht´s nicht. Fahre jetzt in Gedanken bis zum nächsten Wochenende die Strecke nach. Hilft bestimmt diese Woche schneller vergehen zu lassen. Schön das Du/ihr wieder heil zurück seid.

Gruß, Marc.