TECHNIK Motorinstandsetzung

TECHNIK Motorinstandsetzung

Geschrieben von: Hardy_PD06_94 - Datum: 13.3.2007 13:29

Hallo allerseits,

Ich habe eine Frage zu einem ungedrosselten Transalp-Motor, der ca. 5-6 Jahre nicht mehr gelaufen ist.

Ein fähiger Hobby-Schrauber hat mich mit einem Artikel beunruhigt, in dem u.a. folgende mögliche Probleme aufgeführt werden:
- Kolbenringe können durch Kondenswasser festrotten und beim Start dann rostige Riefen in die Laufbahnen des Zylinders ziehen
- Bei Mehrzylindern sind zwangsläufig Ventilfedern über lange Zeit komprimiert. Neue Ventile können mit alten Federn bestückt bei hohen Drehzahlen plötzlich auf die Kolben schlagen!?
- Vergaserdichtungen und Wellendichtringe härten aus

Andere Motorradfahrer haben mir gesagt, dass alles bis auf die Dichtungsproblematik ein wenig übertrieben ist. Ich sollte so vorgehen:
- WD40 in die Zylinder sprühen, einwirken lassen, Kolben langsam bewegen
- 2 oder mehr Ölwechsel

Bin Schrauberunerfahren. Wäre über Tipps von Fachleuten dankbar, wie ich den Motor wieder in Schuss bekomme (Tank ist wohl ohne Rost, Bremsflüssigkeitsaustausch habe ich gerade gelesen, lass ich wohl besser beim Händler machen). Danke für Eure Hilfe im Voraus!

Re: TECHNIK Motorinstandsetzung

Geschrieben von: gerda - Datum: 13.3.2007 14:34

Hallo,
wenn sich Kondenswasser im Zylinder gebildet hat und dort 5 Jahre gewirkt hat, so ist es scheißegal ob dann noch ein paar Riefen entstehen. Zylinderlaufbahn und Kolbenringe sind dann in jedem Fall fällig.
Ist keine Korrosion vorhanden, sind auch WD 40 oder sonstige Märchenwundermittelchen nicht notwendig.
Die Wahrscheinlichkeit von Korrosion erhöht sich, wenn der Motor 5 Jahre mit altem Öl in ner feuchten Ecke rum lag.
Sicherheit bringt nur Demontage oder Endoskopie durch das Kerzenloch.

Gerda

Re: TECHNIK Motorinstandsetzung

Geschrieben von: Berti650 - Datum: 13.3.2007 14:53

Sei gegrüßt, Verwalter des Transalp-Mausoleums!

Ich hab' vor einiger Zeit eine 83er R45 von einem Schulfreund übernommen. Die ist zeitlebens nur sehr wenig gefahren, ca. 1000 km im Jahr, und stand die letzten vier Jahre auf einem Fleck. Da ich nix falsch machen wollte, hab ich sie zum BMW Motorradzentrum gehängert.

Aber das hätte ich mir sparen können. Nach Aussagen des Meisters kommt öfter einer vorbei mit einer Mumie. Bei meiner haben sie eine neue Batterie eingebaut – die alte war hin, das wusste ich – und das Öl gewechselt. Seitdem schnurrt die wieder wie ein Kätzchen. Keine Dichtungen hin, nix. Und schon gar kein Rost in den Zylindern. Da würd' ich mir keine großen Sorgen machen.

Vergaser und Benzinfilter reinigen, das hab' ich mir noch gegeben, weil ich gedacht hab', da wäre noch der ganze alte Schmodder drin, war aber doch nicht.

Auf jeden Fall würd' ich aber die Reifen checken. Die haben sicher ihre Altersgrenze erreicht, wenn Deine TA 5–6 Jahre steht.

Grüßle

;-) berti

Re: TECHNIK Motorinstandsetzung

Geschrieben von: ernst RD. - Datum: 13.3.2007 15:47

> Andere Motorradfahrer haben mir gesagt, dass alles bis auf
> die Dichtungsproblematik ein wenig übertrieben ist. Ich
> sollte so vorgehen:
> - WD40 in die Zylinder sprühen, einwirken lassen, Kolben
> langsam bewegen
> - 2 oder mehr Ölwechsel

istn guter Ratschlag . Ich würd da auch WD 40 nicht sparsam in die 2 Zyl. sprayn , 24 h einwirken lassen , 1 Ölwechsel machen und dann Augen zu und durch :-). Hat so bei meinen Fzg schon paarmal geklappt , mg ernst

Re: TECHNIK Motorinstandsetzung

Geschrieben von: René - Datum: 13.3.2007 22:49

Hallo,

> - Kolbenringe können durch Kondenswasser festrotten und
> beim Start dann rostige Riefen in die Laufbahnen des
> Zylinders ziehen

Kann passieren muss aber nicht. Mach bisschen Öl durchs Kerzenlöch in den Zylinder und warte ne Nacht (muss nicht WD40 sein. stinknormales Motoröl tuts auch). Wenn du den Motor dann von Hand durhdrehen kannst ist alles soweit in Ordnung.
Wenn nicht dann hilft nur demontieren und neue Ringe. Ob der Zylinder gehohnt werden muss hängt davon ab wie der Zustand nach dem Kolbenziehen aussieht. Oft reicht es aber die angerotteten Spuren mit nem Ölstein abzuziehen.

> - Bei Mehrzylindern sind zwangsläufig Ventilfedern über
> lange Zeit komprimiert. Neue Ventile können mit alten
> Federn bestückt bei hohen Drehzahlen plötzlich auf die
> Kolben schlagen!?

Über die Ventilfedern brauchst du dir keine Gedanken machen. Schau sie dir an, und wenn sie nicht angerostet sind kannst du sie drinn lassen.
Neue Ventile brauchts eh nicht.

> - Vergaserdichtungen und Wellendichtringe härten aus

Ja, das kann´s geben. Wenn der Motor aber nach dem Starten nirgendwo pisst und anständig läuft brauchst auch hier nix zu wechseln.

> Andere Motorradfahrer haben mir gesagt, dass alles bis auf
> die Dichtungsproblematik ein wenig übertrieben ist.

Da haben sie recht, und selbst das mit den Dichtungen ist halb so wild.

Ich
> sollte so vorgehen:
> - WD40 in die Zylinder sprühen, einwirken lassen, Kolben
> langsam bewegen

Guter Tip, muss aber kein WD40 sein, und wenn sich der Motor drehen lässt dann ist alles soweit erst mal gut.

> - 2 oder mehr Ölwechsel

Einer reicht vollkommen, aber ein neues Ölfilter gehört da auch dazu. Dreck der sich über die Jahre angesammelt hat fängt sich im Filter und wird dann das nächste Mal entsorgt.
Frühzeitige Ölwechsel bringen da ausser nem guten Gewissen nicht viel.

> Bin Schrauberunerfahren. Wäre über Tipps von Fachleuten
> dankbar, wie ich den Motor wieder in Schuss bekomme (Tank
> ist wohl ohne Rost, Bremsflüssigkeitsaustausch habe ich
> gerade gelesen, lass ich wohl besser beim Händler machen).

Wenn du keine Ahnung vom Schrauben hast dann lass die Bremsflüssigkeit von einem machen der das schon mal gemacht hat. Ist keine Kunst aber hier muss man wissen was man macht damit man sich keine Luft ins System holt.
Ansonsten ist eh schon alles gesagt:
Mach den Bock soweit erst mal fahrbereit, also Bremsen, Reifen, evtl neuen Kettensatz wenn der alte rostig ist.
Öl-/Filterwechsel (jawoll, vor dem ersten Startversuch). Kerzen raus (eine pro Zylinder reicht), Öl rein - warten. Von Hand durchdrehen, Kerzen wieder rein.
Evtl neue Batterie, Starten (keine Sorge, es dauert bisschen bis er anspringt und durch das Öl im Zylinder wird er wohl erst mal gut qualmen) und gleich mal ne Runde fahren.
Schauen ob alles dicht ist und der Karren nach paar Kilometern das qualmen aufhört und gut läuft.
Das Mopped die Ersten paar hundert Kilometer langsam einfahren.
Sich freuen dass man wieder ein Fortbewegungsmittel hat.
Beim nächsten grossen Service sollte dann aber trotz rostfreiem Tank auch das Benzinfilter gewechselt werden.

In den allermeisten Fällen funktioniert das so. Fals bei dir was festsitzt oder sonst was nicht gut läuft einfach noch mal nachfragen.

HzG, René

> Danke für Eure Hilfe im Voraus!

Re: TECHNIK Motorinstandsetzung

Geschrieben von: TransAfricMarc - Datum: 14.3.2007 08:26

Hallo Harry,

mach Dir mal keine Wurst, bei dem "Traktor-Motor". Hatte mal kurzfristig (2 oder 3 Jahre) einen AfricaTwin-Motor in der TA. Der TA-Motor wanderte unbehandelt einfach in der Keller (die arme Sau, mach´ ich nie wieder, so allein da unten im dunkeln). Der AT-Motor ging irgendwann fest (Kolbenklemmer), ich in den Keller, TA-Motor wieder eingebaut und sprang beim ersten Knopfdruck an. Er hat jetzt irgendwas über 200.000 KM runter. Ich mach mir da keinen "Kopp" mehr drum. Ach ja er springt immer noch beim ersten Knopfdruck an, auch bei Minusgraden. Viel Spaß bei der Reanimation.

Keep on schraubing.

TAM/Schrotti.

Re: TECHNIK Motorinstandsetzung

Geschrieben von: Urs - Datum: 14.3.2007 17:55

Kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen! Ventilfedern gehen nicht kaputt und beim Rest sehe ich das pragmatisch, ich sage, mehr als das was eh schon kaputt oder angerostet ist, kann eigentlich fast nicht kaputt gehen. Meine Moto Guzzi fahre ich jetzt seit 30'000km ohne Bleizusatz (seit es solches Benzin halt nicht mehr gibt), die Maschine hätte man Ventilsitzmässig auch umrüsten sollen, aber da habe ich dann auch gesagt, was solls, wenn die Ventile undicht werden, muss ich die Karre eh zerlegen und so ists mit einem angerosteten Motor auch. Am meisten Angst gätte ich bezüglich der Simmerringe, die können verspröden und auf der Welle verkleben, dann hast Du Pech gehabt, aber das muss nicht unbedingt sein und man sieht es bevor der Motor ohne Oel läuft...
Grüsse Urs

Re: TECHNIK Motorinstandsetzung

Geschrieben von: Weini - Datum: 16.3.2007 19:44

Kertze raus,
Tropfen Motoröl durchs Kertzenloch,
Gang rein, zwei meter schieben,
Kertze rein und los gehts.
Habe schon Fahrzeuge zum Leben erweckt die wesentlich länger standen.