TOUREN Rumänien

TOUREN Rumänien

Geschrieben von: alpenheli - Datum: 16.1.2007 18:18

Ich möchte im Juni nach Rumänien fahren. Hat jemand Erfahrung mit Motorradreisen in diesem Land?
Wie sieht es mit Diebstählen unserer heiß geliebten Eisen aus?

Re: TOUREN Rumänien

Geschrieben von: Christoph Geiger - Datum: 16.1.2007 19:02

Hallo Alpenheli (wie auch immer Dein richtiger Name ist),

ich war vorletztes Jahr mit meiner Freundin drei Wochen auf dem Mopped in Rumänien unterwegs. Wir fuhren im Nordwesten von Ungarn aus rein, den Norden entlang und dann rund um die Karpaten durch die Berge, um schließlich quer durch Transylvanien zurück zu fahren (über den Transfararasch).
Wir waren nicht an der Donau und nicht südlich der Karpaten / in Bukarest (in der Hauptstadt dürfte es klautechnisch möglicherweise nicht unkritisch sein). Insgesamt eigentlich nur auf dem Lande unterwegs - ausgenommen einige kleinere Stäste wie Sibiu.
Insgesamt waren wir zwar eher vorsichtig (man weiß ja nie), aber die Leute haben einen sehr netten Eindruck bei uns hinterlassen. Eigentlich hatten wir kaum Angst, dass etwas geklaut wird. Auch in Rumänien gelten Zigeuner als potentielle Diebe, wir haben aber auch da keine schlechten Erfahrungen gemacht.

Ich denke, dass Italien oder Frankreich wesentlich gefährlicher sind als Rumänien. Vor allem in Bulgarien soll das auch anders aussehen. Die Rumänen scheinen mitunter ein ausgeprägtes Ehrgefühl zu haben: ein Motorradpärchen, das wir unterwegs trafen, hatte in einem Dorf den Außenspiegel geklaut bekommen. Am nächsten Tag kam jedoch ein Bauer mit seinem 16jährigen Sohn und dem Außenspiegel vorbei. Am Abend zuvor hatte der Sohn ihn mit einigen Freunden als Mutprobe geklaut. Er hat sich dann vielmals entschuldigt. Nette Geschichte - und genau so nett fanden wir auch i.d.R. Land und Leute.

In jedem Fall hat man eigentlich bei jeder Pension die Möglichkeit, das Motorrad irgendwo auf abgesperrtem Terrain (Innenhof) oder in einer Garage abzustellen.

Gruß und viel Spaß... tolle Leute da unten! Wenn Du noch fragen hast... stehe gerne bereit. Vielleicht schaffe ich es demnächst auch endlich mal, meine Fotos online zu stellen.
Christoph

Re: TOUREN Rumänien

Geschrieben von: matm911 - Datum: 16.1.2007 20:40

> Ich möchte im Juni nach Rumänien fahren. Hat jemand
> Erfahrung mit Motorradreisen in diesem Land?
> Wie sieht es mit Diebstählen unserer heiß geliebten Eisen
> aus?

@ Im TF /2004 und /2006 waren Tourenberichte mit Länderinfos über Rumänien.
Wenn du willst kann ich sie dir schicken.

Markus

Re: TOUREN Rumänien

Geschrieben von: Franz-Manfred Schüngel - Datum: 17.1.2007 09:24

Hallo,

kann mich Christoph nur anschliessen. Auf dem Lande klappt die Sozialkontrolle, und Städte sind bei Motorradreisen eh nicht das gelbe vom Ei. Die TA ist das perfekte Motorrad für Rumänien - bepackbar und kommt mit den miesen Strassen prima klar. Und nachts hatten wir - ausser beim wilden Campen - die Motorräder immer von der Strasse bekommen.

Wir sind damals per Hänger angereist und haben das Gespann drei Wochen bei Zacharias in Borlova eingestellt - das Enduromania-Netzwerk bietet prima Unterkünfte und notfalls sonstige Hilfestellung, auch wenn man nicht die Enduromania mitfährt.

Gruss Manfred

Re: TOUREN Rumänien

Geschrieben von: alex`95 - Datum: 17.1.2007 11:23

Kann mich meinen vorrednern größtenteils anschließen. Freundlich und extrem hilfsbereit. Ungefähr so, als ob alle Biker wären. In Bulgarien ähnlich. Nur vor den Zigeunern muß ich warnen.
Zum Appetit machen und warnen ein „Vier-Tage-durch Rumänien-Auszug“ aus meinem Reisebericht :
zuviel text, gibt nur drei tage

19. Tag: Die letzten Forint werden in Nahrung und 1,2 l Benzin gewandelt. Im Grenzbereich kommt es zur ersten gefährlichen Situation im Verkehr. Kurzer Blick zur Seite. Als ich wieder nach vorn schaue, blicke ich auf eine überholende Limousine auf meiner Fahrspur, direkt vor mir. Zum Reagieren ist es zu spät, aber sie schießt mit über 100 km/h an mir vorbei, da ich immer weit rechts fahre.
Der Grenzübertritt ist problemlos.
An der nächsten Tanke komme ich mit dem Besitzer ins Gespräch, der einige Jahre in Berlin gearbeitet hat. Das Geschäft läuft gut, denn das Benzin mit 75 Cent pro Liter billiger ist als in Ungarn.
Hier befindet sich die wahre Puszta. Ebene Steppe bis zum Horizont, Ziehbrunnen und selten ein Eselskarren (Bild 12). Der Zustand der Straße ist schlecht. Leises, seltsames Quietschen fällt mir auf. In einem kleinen Nest namens Chisineu Cris, 40 km nördlich von Arad stelle ich fest, dass die vordere Strebe des rechten Kofferträgers gebrochen ist; aber so richtig will es mir die Laune nicht verderben. Ich suche und finde eine Bank zum Frühstücken und nachdenken. Ich versuche, auf der schrägen Straße die Maschine abzustellen, der Fuß hängt am Bordstein, die Maschine kippt, Alex kugelt über die Wiese neben der Straße und Tejah landet auf der rechten Alubox. Selbige steht nun unnatürlich nach oben. Die gebrochene Strebe hat eine tiefe Kerbe in die Kunststoffverkleidung gehobelt. Immer noch diese gute Laune. Hinter mir ertönt das Kreischen einer Flex. Ich fahre durch das Tor des Grundstücks und bin auf dem Hof einer mittelgroßen Metallwerkstatt. Der Chef kommt, erkennt das Problem und ruft einen Schweißer. Ich baue das gebrochene Teil aus und fünf Minuten später ist es geschweißt; so gut, dass es allen Belastungen dieser Reise standhalten wird. Bezahlung wird vehement abgelehnt.
Weiter geht’s Richtung Südosten. Im Schatten eines Baumes an der Landstraße mache ich endlich Frühstückspause. Es ist fast 14:00 Uhr. Grenzenlose Weite um mich herum bei fast völliger Stille, nur der Baum säuselt im Wind. Ich bleibe über eine Stunde, genieße den Moment.
Die Straßen werden noch schlechter, weshalb die Reisegeschwindigkeit auf 50 km/h sinkt. In den Dörfern winken mir die Kinder zu, das erste mal auf der Fahrt. Dem Flachland folgt das Apusenigebirge. Flache, rundlich Berge. Eine ebenfalls herrliche Gegend. Nach etwas Suchen schlage ich mein Zelt auf einer großen Wiese auf.

20. Tag: Am Morgen kommen zwei Männer mit Flaschen voll Quellwasser am Pfad nahe des Zelts vorbei. Einer spricht gut Englisch. Wir unterhalten uns eine Weile und er besteht drauf, mir eine der 2,5 l Flaschen zu schenken. Da erst gestern eine der mitgeführten PE Flaschen kaputt gegangen ist, als sie bei 50 km/h vom Motorrad fiel, trifft sich das gut. Bei der Abfahrt suche und finde ich die Quelle und tausche auch mein restliches (Leitungs)Wasser gegen wohlschmeckendes Quellwasser (Bild 13).
Bei Deva geht es auf die gut ausgebaute E 68 Transitstrecke, auf der schnell gefahren wird und viel Verkehr ist. Vorbei erst mal das ruhige Dahingetucker. Die Landschaft ist schön, leicht hügelig und dichter besiedelt als gedacht. Verhältnismäßig dicht jedenfalls. In Deutschland gibt es nämlich laut meiner Besiedlungsdichtenkarte fast keine Stelle, die dünner besiedelt ist. Ich wähle die Nebenstraße 7c zum Durchqueren der Karpaten. Sie türmen sich gewaltig vor mir auf, der obere Teil verschwindet in den Wolken (Bild 14). Die folgenden Kilometer sind von unbeschreiblicher Schönheit und Imposanz. Die Straße windet sich an den steilen Flanken eines Tals aus der Ebene bis über die Baumgrenzen. Mehrmals muss ich stoppen und die Aussicht genießen. Die Temperatur ist erheblich tiefer hier oben und nachdem ich den Passtunnel durchquert habe, bin ich mitten in den Wolken, die sich auf der Südseite stauen. Keine 30 Meter Sichtweite, Nieselregen und richtig kalt. Nur schnell in tiefere Gefilde. Ich will zu dem Stausee, der einige Kilometer weiter sein soll. Die Strecke zieht sich und ich kann die wunderbare Gegend nicht genießen, auch als ich aus den Wolken komme. Am See, der ca. zehn Kilometer lang ist, entscheide ich mich für die landschaftlich schönere Strecke zum Umfahren (Bild 15). Ein Fehler. Es ist nicht möglich, ans Wasser zu kommen, das ständig 50 Meter unter der Straße liegt. Allein lass ich die Maschine nicht über Nacht an der Straße und andere Gelegenheiten zum Zeltaufbau gefallen mir nicht. Also muss ich bis zum Ende des Sees. Dieser hat aber Kilometer tiefe Fjorde die man entlangfahren muss. So werden aus 10 km Luftlinie 45 km Straße; welche wegen Kurven, Nässe und Sand nur mit max. 50 km/h zu befahren ist. Ziemlich entnervt erreiche ich die Staumauer, weit über 100 m hoch (Bild 16). Ich komme mit einer kleinen Familie ins Gespräch. Die gut Englisch sprechende Frau muss dolmetschen. Sie machen einen Kurzurlaub und kommen aus Bukarest. Ein Stück weiter soll man gut campen können. Wie all die Leute, mit denen ich seit der rumänischen Grenze Kontakt hatte, haben sie eine freundliche und sympathische Art. Mit Ausnahme meiner Freunde aus Vel´aty ist mir das in den vorherigen Ländern so nicht aufgefallen.
Ich finde eine schöne Stelle nahe des Baches den der Damm übrig lässt. Beim Zeltaufbau sinniere ich über die Stabilität von Staumauern.
Drei Jungen kommen von einer Truppe, die ein Stück weiter campt. Der Älteste spricht etwas Englisch und fragt, ob sie irgendwas helfen können. Ich erfahre, dass die Truppe seine Eltern und VIERZEHN Geschwister sind. Es ist schon dunkel und ich bitte sie, meine Suppe an einem ihrer drei Feuer erhitzen zu können. Später sitzen wir zu fünft am Feuer (Bild 17). Sie kommen aus Arad und verbringen hier drei Tage. Meine Tour beeindruckt und interessiert sie sehr. Ich erfahre unter anderem, dass die Größe ihrer Familie hier keine Besonderheit ist. Immer wieder hört man aus dem Dunkeln um uns herum bellen, heulen und knurren, doch nun ist es recht nahe. Im Licht meiner kleinen Taschenlampe leuchten ca. sechs Augenpaare streunender Hunde (oder sind es doch Wölfe?). Angenehm unheimlich, aber nicht wirklich bedrohlich.

21. Tag: Dieser Tag wird von einem ärgerlichen Ereignis überschattet; aber der Reihe nach. Verhältnismäßig früh wird aufgebrochen, da ich mir heute Bukarest ansehen will. Knapp 150 km sind es bis dorthin. Bei der Abfahrt werde ich von einem duzend Vierbeiner beäugt, die an der Straße herumlungern. Verschiedene Mischlinge, nix Wölfe.
30 km weiter wird es Zeit für’s Frühstück. Ein kleiner Rastplatz mit Bank und Tisch kommen passend. Unpassend kommt der Zigeuner, der quer über die Straße kommt und sich rechts neben mich auf die Bank setzt. Erst denke ich, er will schnorren, obwohl das bis jetzt nirgends vorgekommen ist, aber er fängt an, blöde Fragen in gebrochenem Deutsch zu stellen. Was ist da drin und was ist dies? Mir gefällt die Sache nicht, aber mein Frühstück ist schon ausgebreitet. Nach kurzer Zeit, vielleicht drei Minuten, steht er unvermittelt auf und geht in die Richtung, aus der er kam. Aus der anderen Richtung kommt eine Frau, eine „echte“ Rumänin. Sie macht mir begreiflich, das aus meinem Tankrucksack, der links, keine zwei Meter entfernt auf der Maschine ist, etwas gestohlen wurde. Erst glaub ich es nicht, doch als ich die Brieftasche in der Gürteltasche im Tankrucksack öffne, sehe ich, dass alles Geld, zwei fünfzig Euro Scheine und ca. drei Euro in Lai, fehlt. Ich schmeiß mir die Jacke über, klemm das Topcase auf, lass die Hälfte des Frühstücks stehen und sage der Frau, sie soll die Polizei rufen. Dann schwinge ich mich auf die Maschine und rase dem Typ hinterher. Er ist schon 500 Meter weiter; zwei Frauen mit circa fünf Kleinkindern sind bei ihm. Aus der Ferne erkenne ich, wie eine der Frauen ihm etwas reicht. Alles klar, die Schlampen haben sich von der anderen Seite rangeschlichen, als er mich ablenkte. Sie sehen mich kommen und verschwinden in einen Feldweg auf dem ich sie einhole. Randvoll mit Adrenalin und sicher nicht nett wirkend verlange ich mein Geld zurück. Die Schlampen starten ein Ablenkungsmanöver, fangen an rumzuschreien, eine reißt sich den Rock hoch, die andere schleudert den Säugling, den sie auf dem Arm hat, nach mir. Widerliches Pack. Der Typ ist wieder zehn Meter weiter, verschwindet grad in einem trockenen Kanalbett. Als ich ankomme hockt er unten, mit runtergelassener Hose. Ist der bescheuert? Ich stürme runter. Hab ich mein Messer in der Hand? Er wieder rauf durch ein paar Büsche. Eine genaue Erinnerung hab ich nicht mehr. Dem Fahrer eines Autos, das den Weg entlang kommt, erkläre ich die Situation. Sag ihm, er soll an dem Kerl dranbleiben, ich will schauen, ob die Polizei schon da ist. Aber hier läuft das alles anders als in Deutschland. Am Rastplatz zurück macht man mir klar, dass ich zur „Polizeistation“ einen Kilometer in die andere Richtung müsse. Die „Station“ besteht aus zwei Räumen in einem Einfamilienhaus und ist verschlossen. Die Tochter des „Stationschefs“ spricht Englisch und sagt, es sei jemand unterwegs. Wir reden, bis ein junger Polizist kommt und aufschließt. Ich versuche, ihm die Situation klarzumachen, aber er scheint überfordert. Später kommt ein zweiter, älterer Polizist. Ich bin hektisch, will schnell zurück zum Kanal. Nach langem Hin und Her, Fragen und Antworten, fahren wir zum Kanal. Keiner da, also weiter zum Zigeunerlager den Feldweg entlang. Es gibt eine Diskussion zwischen dem Zigeunerchef samt Gefolge und den Polizisten. Ich verstehe nichts, merke aber, dass die beiden nicht ernst genommen, fast verspottet werden. Auf dem Rückweg halte ich am trockenen Kanal und durchsuche das Gebüsch durch das der Strauchdieb flüchtete. Ich hab das Gefühl, er hat hier das Geld auf der Flucht versteckt. Ein Anwohner aus einem nahen Haus erzählt den Polizisten, dass zwei Zigeunerinnen hier waren und ebenfalls gesucht haben. Mist! Es geht zurück zur Station. Dem zweiten Polizisten scheint die Sache eher egal zu sein: „mein Pech halt“. Während ich mich mit der Tochter unterhalte, erscheinen nacheinander ein dritter, adretter und diensthoher Polizist, der sehr gut Englisch spricht, der Chef der Station und der Bürgermeister. Die Geschichte hat sich wohl rumgesprochen, auch wenn ich erfahre, dass so was hier fast täglich vorkommt. Schließlich erscheinen noch zwei Beamte der „Spezial Investigation“. Vierschrötige Schränke, die man nicht zum Feind haben möchte. Mit drei Autos macht sich die Truppe noch mal auf. Ich soll warten.
Seit ich am Parkplatz anhielt, sind gut drei Stunden vergangen und ich hab die Hoffnung, das Geld wiederzusehen, fast aufgegeben. Als die Truppe nach einer halben Stunde zurück kommt, überreichen sie mir hundert Euro und einen Dollar. Einen Dollar? Erst jetzt bemerke ich, dass auch der Dollar, der vergraben in der Brieftasche steckte, fehlt. Spätestens jetzt hätte ich merken sollen, dass noch etwas fehlt.
Überglücklich bedanke ich mich bei den Polizisten und kann sie überreden, ihnen eine Packung Kekse dazulassen. Der Frau, die mich auf den Diebstahl aufmerksam gemacht hat und mein zurückgelassenes Frühstück aufbewahrt hat, schenke ich den Dollar.
Die Niedergeschlagenheit hat sich in Euphorie gewandelt. Die Sonne scheint und der Motor schnurrt.
In der nächsten Kleinstadt, Pitesti, mache ich endlich „Frühstückspause“ in einem kleinen Park, immer bedacht, die Maschine im Blick zu haben.
Hinter der Stadt fängt die Autobahn an, die 100 km bis nach Bukarest führt.
Eine gigantische Raffinerie erstreckt sich westlich der Autobahn. Die Sonne scheint fahl und über dem Horizont dominieren Brauntöne die Farbe der Luft. An zahlreichen Türmen wird Gas abgefackelt. Die Szene hat etwas unwirkliches. Es folgen weite Felder. Ein blitzartiger Stimmungswechsel vollzieht sich, als ich bemerke, dass mein Handy, welches sich ebenfalls in der Gürteltasche befunden hat, fehlt. Warum hab ich das nicht früher bemerkt?
Runter von der Autobahn und nachdenken. 40 km sind es zurück zum Rastplatz. Die Chance, es nun noch zurück zubekommen, ist klein und bis Bukarest komme ich heut dann auch nicht mehr. Trotzdem wende ich. Während ich fahre, hab ich das Gefühl, dass es nicht gut ist, zurückzufahren. Es muss irgendwas kosten, wobei ES nicht genau zu definieren ist, vielleicht das Erlebnis dieser Fahrt.
Neben dem normalen, rationalen Denken und Handeln, gibt es schon seit einiger Zeit, vielleicht seit den ersten Tagen der Fahrt, eine weitere Art der Entscheidungsfindung in mir. Eine Mischung aus sich vom Schicksal treiben lassen und Aberglaube, wobei diese Beschreibung sehr dürftig ist. Jede Kleinigkeit hat auf dieser Reise eine große, vielleicht existenzielle Bedeutung, was den weiteren Verlauf der Geschichte, meiner Geschichte, betrifft. Jede Entscheidung wirkt sich auf die Zukunft aus und steigert die Wirkung, je weiter man sich zeitlich von ihr entfernt.
Die Tage im gewohnten und geregelten oder „normalen“ Leben haben eine Regelmäßigkeit, die einen im 24-Stunden-Rhythmus fast immer in die Ausgangslage zurückwerfen. Meist ändern sich nur Kleinigkeiten. Die Wahl zwischen Fahrradtour oder ins Schwimmbad gehen am Wochenende hat keinen Einfluss auf den Ort des Mittagessens am Dienstag. (…)
Das Bewusstsein, die Folgen seiner Entscheidungen nicht absehen zu können erzeugt eine Art Gelassenheit. Man kann nur versuchen, das Jetzt und Hier zu meistern. Ob sich Entscheidungen im Ganzen als richtig herausstellen, wird man erst im Nachhinein sagen können.
So kann ich mir die Frage nicht beantworten, ob es gut ist, zurückzufahren, aber ich hab das Gefühl, mit dem Schicksal zu hadern.
Nachdem ich vorhin der Frau den Dollar schenkte und den Rastplatz passierte, löste sich die Krähenfeder, mein Glücksbringer, den ich vor vielen Tagen ans Lenkerende gesteckt hatte, und flog davon. Hieß das: “bleib, hier ist noch was“ oder „du brauchst mich nun nicht mehr“; oder beides? Oder nichts?
Es geht vorbei an der Raffinerie (Bild 18) und durch die Stadt. Hohe Schleierwolken und die fahle Sonne zeigen, dass das Wetter schlechter werden wird.
Nur noch ein paar Kilometer vom Rastplatz entfernt, bemerke ich drei Zigeunerkinder, nur in ollen Hosen bekleidet, auf einem Grundstück mit zerfallenem Haus.
Der kleinste und nächste greift eine handvoll Steine vom Boden und schleudert sie in meine Richtung, aber ich bin zu schnell. Hat sich meine Geschichte schon bis hier rumgesprochen? Jedenfalls weiß ich endgültig, wen ich nicht leiden kann. Ein Stück weiter sehe ich den jüngsten und den gut englisch sprechenden Polizisten bei einer Verkehrskontrolle. Ich schildere die Sache mit dem Handy, aber wie fast erwartet, nimmt man mir die Hoffnung. Die Spezialtruppe ist wieder weg und die Zigeuner sind in die Stadt gegangen (sicher mein Handy verkaufen). Ich hinterlasse meine Adresse, falls sich was ergeben sollte und um nicht ganz umsonst zurückgefahren zu sein.
Als die Raffinerie das dritte mal passiert wird, steht die Sonne knapp über dem Horizont. Zwei Abfahrten weiter verlasse ich die Autobahn und finde zwischen Maisfeldern einen Lagerplatz.
Ölpumpen, wie man sie aus Filmen kennt, nicken stumpf ein Stück weiter vor sich hin. Nachdem das Zelt steht, sehe ich sie mir näher an. Um sie herum befindet sich jeweils ein mindestens 100 qm großer See aus zähflüssigem Öl. Begrenzt nur durch einen Sandwall.
Nachdem mich die Mücken ins Zelt getrieben haben, lasse ich den Tag Revue passieren. Meine Stimmung ist besser als die Umstände erwarten lassen. Nur ein paar blutige Rachegedanken geistern noch durch meinen Kopf. Handy weg ist ärgerlich, aber es gibt Schlimmeres. Vielleicht hatte der Zwangsaufenthalt sogar einen Sinn?

Re: TOUREN Rumänien

Geschrieben von: Andi aus München (PD06 91) - Datum: 17.1.2007 14:49

> Zum Appetit machen und warnen ein „Vier-Tage-durch
> Rumänien-Auszug“ aus meinem Reisebericht :
> zuviel text, gibt nur drei tage

Schöner Bericht! Wo findet der geneigte Leser den Rest?

Gruß, Andi

Re: TOUREN Rumänien

Geschrieben von: alex`95 - Datum: 18.1.2007 01:28

> Schöner Bericht! Wo findet der geneigte Leser den Rest?

> Gruß, Andi

Nicht veröffendlicht. hab ich mehr als erinnerung geschrieben und dann ein weihnachtsgeschenk in buchform für meine mutter draus gemacht.

gruß
alex

Re: TOUREN Rumänien

Geschrieben von: Björn - Datum: 18.1.2007 10:04

Moin,

> Nicht veröffendlicht. hab ich mehr als erinnerung
> geschrieben und dann ein weihnachtsgeschenk in buchform für
> meine mutter draus gemacht.

Schade, macht Appetit auf mehr...

Gruß,

Björn

> gruß
> alex

Re: TOUREN Rumänien

Geschrieben von: Timo TA93 - Datum: 18.1.2007 10:09

> Schade, macht Appetit auf mehr...

Stimmt, die Leseprobe klingt sehr interessant und macht Lust auf Weiterlesen.

Gruß
Timo

Re: TOUREN Rumänien - immer gut  [Bild]

Geschrieben von: Per 300 Mm - Datum: 17.1.2007 14:01

Hej ?!

> Ich möchte im Juni nach Rumänien fahren. Hat jemand
> Erfahrung mit Motorradreisen in diesem Land?

Nach acht Rumänien-Transalp-Urlaube kann ich wie die Meisten
hier nur Rumänien und vor allem die Karpaten/Transylvanien
und Siebenburgen nur noch herzlich empfehlen.

Sei es EnduRoMania Classic oder Long Distance
oder auch auf eigener Faust;

- Rumänien ist immer Gut ... für eine Überrachung! -

> Wie sieht es mit Diebstählen unserer heiß geliebten Eisen
> aus?

Da habe ich mehr ungutes Gefühl in Göteborg oder sagen wir
... Hamburg oder Ahrensbök ...

Unter die Transalpers gibt es jetzt sicherlich neun-und-neunzig
die nur tolle "Stories" über Rumänien erzählen können.

Fahr hin befor der Euro und die Europiisering zuschlägt.

Drun Bum

Per 0,3 Gm

Re: TOUREN Rumänien - immer gut

Geschrieben von: Franz-Manfred Schüngel - Datum: 18.1.2007 13:34

Jo,

und nicht vergessen: In manchen Situationen - egal wie langsam das vorausfahrende Fahrzeug ist - das Überholen EINFACH NUR LASSEN (falls man es nicht schon durch die Schräglage des Lasters erkennt: Das ist ein Stahlbetonmast ... in Caransebes, Richtung Borlova).

Gruss Manfred