Erschwerend kommt hinzu, dass mit zunehmender Entfernung von der Hauptstadt, die Verständigungsprobleme zunahmen. Während in Phnom Penh alle Menschen, die in Großbereich der Tourismusindustrie tätig sind, wenigstens einpaar Brocken Englisch sprechen, ist dies auf dem Land nicht so. Englisch – hier leider komplette Fehlanzeige! (nun sehe ich vor meinem geistigen Auge meine Renate :Augen-roll: „na, das hätte ich Dir aber vorher sagen können!“). Das spielt ja normalerweise auch keine Rolle. Wenn ich gut drauf bin, rede ich halt mit Händen und Füßen, das klappt schon! Ausserdem esse ich i.d.R. locker das, was die Einheimischen auch essen. Bin ja net verwöhnt (im Gegenteil :neugierig!) Man sollt hier nicht ausser acht lasen, dass ich ja einen(lockeren) Terminplan hatte (u.a. Moppedrückgabe, Hotel in SiemReap schongebucht etc.) Hätte also schwerlich eine Woche an einem Ort bleiben können, um mich auszuruhen/auszukurieren.
Der Gesamteindruck der Lage war somit nicht geeignet, mich optimistisch zu stimmen. Und ich sollte Recht behalten. Jener "2. Tag" sollte insgesamt nicht „mein Tag“werden. Nicht nur wegen gleichbleibender Magenschmerzen und den vergeblichenVersuchen, mich zu erleichtern (tja meine Tabletten wirken;), sondern die Sonne brannte an diesem Tag (zumindest kam es mir so vor) besonders erbarmungslos. Die Fahrt führte über die großteils baumlose Landstrasse (hier hat Kambotscha durch großflächige Abholzung des sowieso spärlichen Baumbestandes in den früheren Jahren große Fehler gemacht. Angeblich hat sich auch die Politik finanziell bedient und am Verkauf des Holzes nach Thailand partizipiert. Vor dem Hintergrund, dass sich die beiden Länder eigentlich nicht ausstehen können –gibt auch heute noch ständig kleinere Scharmützel um einen Mini-Tempel im Grenzgebiet- sehr interessant. Aber wie heißt es so schön : Beim Geschäft hört die Feindschaft auf;), die an diesem Tag auch heftig befahren war. Als mich am Nachmittag auch noch ein verdunkelter Van (Größe wie ein langer Mercedes Vito) derart geschnitten hatte (Absicht?), dass ich den Fluchtweg in den Straßengraben antreten musste, hatte ich –wohl nachvollziehbar-die Schn.. gestrichen voll. Natürlich hatte der Wicht nicht mal angehalten. Da ich auf dem Weg in den mit allem möglichen Müll und Plastikunrat angefüllten Strassengraben alle „Anker rausgeworfen“ hatte, die mir zur Verfügung standen, ist weder mir noch meiner treuen Enduro was passiert… Noch mal mit dem Schrecken davongekommen! Deswegen beschloß ich bereits gegen 16 Uhr eine Bleibe für mein müdes Haupt (und meine schmerzenden Gedärme) zu suchen. Es war das
Örtchen San Kor (wohl etwas mehr als auf der Hälfte der Strecke), wo ich nun nach einer Unterkunft/Herberge suchte. Mir fiel ein aus Stein gemauertes Gebäude auf, das gut hätte ein Hotel sein können. Vor diesem Anwesen stellteich meine Honda ab, um an den Haus zu „klingeln“ (sowas wie eine „Klingel“gibbet auffm Land ja gar net). Wurde jedoch bereits an der Tür von der Hausherrin erwartet, die leider nicht ein einziges Wort Englisch sprach (und ich 0,00 Worte Khmer). Deswegen zeigte ich ihr per Gebärdensprache (neben dem Kopf zusammengelegte Hände), dass ich ein Quartier suchte. Sie begriff sofort, schickte mich zu meiner Überraschung nicht weiter, sondern führte mich in eine Art „Gästezimmer“ (einfach aber sauber), zeigte mir das Bad und nahm mir (mit spitzen Fingern)meine völlig verdreckte/verschwitzte Jacke ab. Bevor Sie verschwand, bedeutete sie mir, keinesfalls einzuschlafen, bevor der Hausherr mich gesehen hätte.
Dieser kam auch etwa eine Stunde später nach Hause. Er entpuppte sich als kleinerer Fuhrunternehmer heraus, der –oh Wunder!- ganz passabel Englisch sprach. Es stellte sich heraus, dass er schon mehrfach bei seinem in USA lebenden Bruder zu Besuch gewesen war.
Nachdem ich ihm bei einem Tee von meinem Vorhaben nach Siem Reap erzählte hatte, wurde er merkwürdig still. Er meinte, dass der Rest der Strecke sich Baustelle an Baustelle reihte. „Without aircondition you cannot go!“ sagte er lakonisch. Mit "nobody can go without aircon!" wollte er mich wohl nochmals beruhigen. Schöne Sch…, die Hälfte der Strecke hab ich doch schon! Das Gespräch nahm dann jedoch eine unerwartete Wendung. (Wie oft, ist mir das -nicht nur in Asien- so gegangen, dass plötzlich irgendwie eine "gute Fee" da war) Er eröffnete mir, dass er am nächsten Tag in PNH zu tun habe und mich mitnehmen könne.
Und meine Honda!? „Can pick up!“ Er musste anscheinend mit dem LKW nach Phnom Penh um Sand zu liefern und bot mir an, die Enduro „Huckepack“ mitzunehmen. Irgendwie ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Das wäre eine Lösung meiner Probleme!
Am nächsten Morgen wurde ich um ca. 06.30 Uhr geweckt (wie gesagt, sind die Kambodschis Frühaufsteher), machte mich fertig und nahm dann an einem kleinen Familienfrühstück teil. Gab zwar auch keinen Caffee, aber eigentlich ganz leckeren schwarzen Tee. Derart gestärkt schickte ich mich an, raus zu meiner Enduro zu gehen und um abchecken zu können, ob & wie man die verladen könnte. Doch et Mopped war - wech! Das hatte mir gerade noch gefehlt, wollte ich schon denken, da kam feixend der Hausherr nach draußen und deutete auf den gegenüber abgestellten LKW.
Dort stand inmitten von Sandsäcken, sauber verzurrt, die Honda. Als ich schon überlegen wollte, wie hat er das bloß gemacht (war ja mit zusätzlichen Schloß durchet Hinterrad "gegen Wegnahme gesichert"), fiel mir ein kleiner Kran auf, der zwischen Fahrerkabine und Ladefläche rausspitzte... Die Rückfahrt im LKW war zwar ganz schon schuckelig, aber aircon ist wirklich ne feine Sache :D
Bei der Verabschiedung sagte er noch "falls ich wieder mal bei ihm vorbeikäme, sollte ich mich auf jeden Fall melden" Lustiger Satz, sollte wahrscheinlich einfach nett gemeint sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich am Mount McKinley "vorbeikomme", schätze ich aber irgendwie höher ein :rolling:
Aber egal, war ein feiner Typ! So sieht man wieder mal, dass wir Deutschen die Nettigkeit nicht gepachtet habe. Ach ja, dazu kam noch, dass er weder für den Transport, noch für die Übernachtung etwas haben wollte. Null, zero, niente!
Ganz zum Schluß gab er mir noch einen absoluten Insidertip : Um nach Sien Reap zu kommen, würde er nicht Bus oder Bahn wählen, sondern ein Speedboat! :shock: Wäre luftiger und schneller (6 Stunden durch den Mekong und den Tonle Sap)...
Hier ist mein Bericht übers Moppedfahren im Kambotscha zu Ende. Nun gönne ich mir ein paar Tage zur Besichtigung von Angkor Wat, wo das Motorradfahren aber nicht mehr so die Rolle spielt...
Danke, dass ich mein Rechtschreibdesaster gelesen habt! Wer mehr (bzw. genauere) Infos über
Thailand/Kambotscha haben will, kann mich ja per eMail anklingeln : Marco-FFM@web.de
Ciao,
Bis bald e Mal,
Marco aus Offenbach
Touren: Motorrad fahren in Kambodscha
- Danke Marco, das war wirklich sehr unterhaltend.
Schade, dass es schon vorbei ist. Dein Rechtschreibdesaster , wie du das nennst, hatte was fesselndes. Hundert Seiten mehr und in Buchform wäre toll. - Hi Roger, danke "für die Blumen", bislang hat sich kein Schw... für mein Geschreibsel interessiert und nun scheine ich tatsächlich einen "Nerv" (zeitgeistbedingt?) angesprochen zu haben.
Die beiden Themen "Asien" und "Moppedfahren" liegen mir seit meiner Jugend am Herzen. Obet daran liegt? Jetzt hab ich mit meinen Themen ja nur an der "Oberfläche" gekratzt. Ob das Thema Asien an sich interessant ist (könnte locker ein Buch schreiben z.B. die Themenbereiche "Warum ist S-O-Asien für uns Europäer so entspannt und unprobematisch?" "Warum sind die Asiaten so friedlich?" "Sind sie es wirklich?" aber auch : "Wo kommt das (Vor-)Urteil bezüglich Prostitution her und was ist davon zu halten?") oder nur fuer Euch in Verbindung mit Moppedfahren?
Aber eigentlich egal. Was mich bei meiner diesmonatlichen Reise nach Asien wieder fasziniert hat : Für das Verhältnis "Erlebniswert" gegen "Reisekosten" ist Asien (gerade Kambodscha) eigentlich unschlagbar. Für diese Kosten (und ich hab keinen auf "billig gemacht", das geht aber auch), fahre ich keine 3 Wochen nach Spanien oder nach Portugal. Zum Skifahren ins Ösiland schon zweimal nicht!
Hat aber Spaß gemacht Euch teilhaben zu lassen!
Ciao,
Maggo - Hallo Marco, schön geschrieben. Wenn ich das nur auch so könnte. Ich hätte auch noch so ein paar Jugendträume, deren Verwirklichung in den Sternen steht. Von daher beneide und bewundere dich zugleich um das Ausleben deines Traumes. Ich hätte auch noch mehr lesen können. Hast echt nen schönen Schreibstil. Vielen Dank.