Hallo in die Runde, hat jemand Erfahrungen mit dem Autozug von Prag nach Kosice oder umgekehrt gemacht? Demnächst möchte ich diese Verbindung nutzen, um schneller und entspannter nach Rumänien zu kommen. Allerdings muß man das Gurtzeug selbst mitbringen. Daran soll es auch nicht mangeln, aber: Ich weiß nicht, wie so ein Waggon aussieht, wo welche Zurrpunkte sind und ob Punkte gibt, gegen die z.B. das Rad gegen Wegrollen gesichert werden können. Da ich annehme, der Autzug könnte ein ehemaliger DB-Zug sein: Wie wurden dort - zwar vom Personal - die Motorräder gesichert? Wieviel Spanngurte/Gurtschlaufen werden benötigt?
Danke und Gruß! Olaf
Touren: Autozug Prag - Kosice
- Hi Olaf,
Du wirst vom Verladepersonal gebeten Dein Motorrad so zu parkieren, dass Deine Räder in einer Flucht mit den Rädern der Autos stehen. Dann geben die die üblichen Eisenkeile gegen Deine Räder und Du kannst mit Deinen mitgebrachten 4 Gurten Dein Motorrad verzurren. Gurte sollten lang genug sein, um auch auf die andere Seite zu gelangen. Zurrpunkte gibt es genug - erkennst Du auch auf meinem Bild.
Ich nehme aber immer Gurte ohne Haken, also Gurte, die man durch Ösen am Zug durchführt und wieder zurück zur Ratsche führt. Vorteil: Der Gurt ist dann doppelt geführt und um Gegensatz zu Haken kann nix rausspringen. Das Gleisnetz im Osten ist halt deutlich rumpeliger wie das in D. Ob das wirklich nötig ist, weiß ich nicht - mir war es so aber lieber.
Denke auch daran, Dir in Prag was zum Frühstücken zu kaufen - im Zug gibt es nix außer nen Kaffee. Nicht weit von der Verladestation gibt es einen Albert Supermarkt - kannst dort das Mopped quasi direkt vor die Tür stellen: Albert auf Google maps. Die haben sogar nen Kühlschrank mit kaltem Bier
Wenn Du in Google Maps nach dem Verladebahnhof suchst, gib "Praha autovlak" ein.
Und am besten in Prag noch volltanken: Sprit ist in CZ billiger wie in SK.
In Kosice angekommen, nicht irritieren lassen: Der Zug fährt zuerst den normalen Bahnhof an, wo alle die ohne Fahrzeug angekommen sind, aussteigen. Erst danach wird zum Verladeterminal rangiert. Dort angekommen fang am besten direkt damit an, die Gurte abzunehmen. Bis es zum entladen kommt dauert es nämlich immer noch etwas - dann muß es aber natürlich schnell gehen. Bei der Rausfahrt mußt Du dann noch unterschreiben, dass Dein Mopped keine Schäden erlitten hat.
Schönen Urlaub! - Hallo Thomas,
danke für Deine ausführliche Antwort.
Ich denke, die Maschine rechtsseitig zu verzurren ist nicht das Problem. Sorgen bereitet mir eher die linke Seite: Meine TA hat die Originalverkleidung und wenn der Gurt von der Gabelbrücke an der linken Waggonseite befestigt wird, muß ich wohl die linke Verkleidung abnehemen. Auf Deinem Bild sehe ich übrigens links kein Gurtband oder hattest Du da nur einen Gurt mittig?
Ich nehme mal 4 S-Haken-Spanngurte und zwei ohne Haken (die sind 6m lang!) mit, da sollte sich was machen lassen ;)
Abendbrot und Frühstück habe ich auch so ähnlich eingeplant. Das mit Bahnhof in Kosice ist ja witzig: Nicht, daß ich da schon ausgestiegen wäre...
Also danke nochmal und Grüße aus der Schweiz, der Sächsischen! Olaf - Hi Olaf,
gern geschehen!
Stimmt - bei der "normalen" TA stört die Verkleidung beim Abspannen nach links, da der Gurt logischerweise in einem flacheren Winkel weggeht.
Und ja, bei meinem Foto hast Du gut hingeschaut und mich erwischt: Das Bild ist in Kosice aufgenommen und ich hatte schon halb abgespannt als mir einfallen ist, dass ich eigentlich ein Foto machen wollte...
Und nicht wundern: Der Schaffner nimmt Dein Ticket in Prag an sich - kriegst Du erst morgens wieder.
- Hi Tom,
habe nun genügend Gurtzeugs besorgt und mal "trocken" durchgespielt, wie es so werden wird:
Ich stelle mich mal drauf ein, die linke Verkleidung demontieren zu müssen, da die Abspannung sicher so nicht geduldet wird...
Das Abteil sieht aus meiner Sicht ja ziemlich komfortabel aus, hoffentlich bekomme ich dazu noch erträgliche "Mitbewohner".
Danke für Deine Tips und nun melde ich mich in den Urlaub ab! Gruß Olaf - Hi Olaf,
Deine Abspannung gefällt mir nicht so recht. (Obwohl die "Umleitung übers Vorderrad tricky ist). Würde den vorderen Gurt entwrder am Sturznügel festmachen
Oder am silbernen Rahmemhom, der mittig rausschaut.
Mit einem hat der Tom Recht (Danke an dieser Stelle für seinen super Beitrag!): Haken würde ich auch keine nehmen.
Dir Olaf wünsche ich eine "entspannte" Tour. Wird bestimmt super. Hälst Du die Forumdgemeinde auf dem Laufenden?
Ciao Marco - By the way: Endet der Zug in Kosice, oder könnte man noch weiter fahren (z.B. bis nach Rumänien rein) ?
- Die Abspannung über die untere Gabelbrücke ist korrekt. Durch die erhebliche Länge des Gurts wegen der außermittigen Aufstellung (die ich für ziemlichen Bullshit halte) ist natürlich der Einfluß auf die Verkleidung zu beachten. Den Seitenständer bitte einklappen - wenn das Mopped richtig und gerade abgespannt ist, steht das sicher in den Federn. Das gezeigte Konstrukt geht nur auf den Drehpunkt des Ständers, leiert ihn aus und führt ggf. zum Bruch. Und bitte ordentliche Ratschengurte mit min. 2000 daN/35 mm einteilig verwenden!
- Hallo in die Gemeinde!
Habe nun den Autozug in beide Richtungen hinter mir - alles lief gut!
@Marco: Der Autozug fährt nur bis Košice; man kann lediglich vorher noch in Poprad vom Zug rollen.
Am Startbahnhof sollte man schon ein paar Minuten vorher da sein, um seine Sachen zu ordnen. Zeltrollen o.ä. Gepäckstücke können fest verzurrt an der Maschine bleiben. Nicht vergessen: Zurrgurte bereitlegen!
Noch etwas zeitiger als im Fahrplan angegeben begann das Einchecken: Fahrzeugpapiere und Kfz-Versicherungsdaten bereithalten. Schon vorhandene Schäden sollte man jetzt angeben. Dann wird das Fahrzeug noch ringsum gefilmt, um eventuelle bestehende Schäden zu dokumentieren. Auf ein Zeichen hin wird über eine Rampe auf die untere Ebene des Autozuges gefahren - Vorsicht! Die lichte Höhe ist wohl um die 160 cm, die Fahrzeughöhe darf aber nicht über 158 cm sein. Ich bin 1,60m, meine TA tiefer gelegt, volles Gepäck dran und hatte trotzdem den Kopf ganz schön einzuziehen. Mit offenem Klapphelm nicht machbar (Windschutzscheibe) und wenn Helm geschlossen, sieht man durch das Vorbeugen nix mehr...also ohne Helm.
Die Bahnleute weisen auf die linke bzw. rechte Spur ein, mit dem Vorderrad fährt man gegen einen Hemmschuh, hinters Hinterrad wird auch einer gelegt. Wer die linke Spur erwischt, muss darauf achten, dass der Seitenständer ein wenig Abstand zur Zurrschiene hat, sonst könnte er sich beim Verzurren darunter verklemmen und mit dem Einklappen wird es dann nichts.
Auch darauf achten, wie man zum Nebenmotorrad steht: Die Einweiser weisen zwar versetzte Plätze zu, doch manchmal ist der Versatz ungünstig für die Verspannung. Das kann man mit der Lageänderung der Hemmschuhe in begrenztem Maße anpassen.
Wegen der Verkleidung habe ich die Verspannung vorn links noch Richtung Hemmschuh gezurrt – hat wunderbar funktioniert. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass das Bahnpersonal nach Ankunft sofort die Hemmschuhe abbaut. Glücklicherweise hatte ich das Vorderrad daran festgezurrt.
Ich habe vier Gurtschlaufen und vier Ratschengurte benutzt, alle 25mm breit. Zwei Ratschengurte hatten S-Haken und 250 daN (2m); zwei hatten Spitzhaken und 400 daN (4m). Beide Haken waren problemlos zu befestigen!
Nach der Verladung kann man in seinen Waggon gehen, die in der Nähe stehen. Es gibt Sitz- und Schlafplätze (3 Betten übereinander). Ich habe mir den Schlafwagen gegönnt. Man gibt seine Fahrkarte ab (bekommt man am Zielbahnhof zurück) und kann sich einrichten. Die tschechischen Schlafabteile sind etwas geräumiger (Motorradanzüge!) und es gibt eine Dusche im Waggon – nix für Sauberkeitsfanatiker, aber auch nicht wirklich schmutzig. Neben Seife, der Zahnbürste, Ohrstöpseln und Handtuch gibt’s auch Softlatschen, die die Mitnahme von Schuhen erübrigen. Da aus dem Wasserhahn kein Trinkwasser fließt, gibt es noch einen Liter Mineralwasser dazu. Zur Not kann man noch Snacks und Getränke kaufen.
Derweil werden Auto- und Schlafwagen in den Bahnhof gebracht. Das Rangieren dauert etwa eine Stunde. Nicht weit, aber hin und her…
Am Morgen gibt es eine kleine Frühstücksbox und (Krümel)Kaffee, als Start in den Tag schon mal ganz gut. Auch das Ticket gibt es zurück.
Am Zielbahnhof nicht beim ersten Halt aussteigen: Das Entladen erfolgt auch an anderer Stelle! Nun darf man wieder zuerst vom Zug rollen und da ist es von Vorteil, nicht als letzter an der Maschine zu sein. Sobald man von der Rampe runter ist, muss man dem Bahnpersonal die Unversehrtheit der Maschine bestätigen.
Alles in allem hat alles gut funktioniert zu einem annehmbaren Preis: Für 140€ habe ich auf dem Weg nach und von Rumänien mindestens 1000 km Straßenfahrt gespart! Zusätzlich hatte ich zwei halbe Tage mehr Urlaub und konnte mich davor und danach noch je eine Nacht ausschlafen. Für mich hat es sich gelohnt! Mein Vorteil ist allerdings meine Wohnortnähe zu Dresden.